ANGEDACHT

GEDANKEN zum Thema… TAUFE

„Lasst die Kinder zu mir kommen und verwehrt es ihnen nicht“
(Mt 19,14; Mk 10,14; Lk 18,16).
Mit diesem Satz von Jesus möchte ich beginnen.

„Lasst die Kinder zu mir kommen…!“

Aber dieser Satz ist kein Satz über die Taufe, sondern über das Segnen – auch wenn diese Jesusworte zu den Lesungen bei Kindertaufen gehören. Warum eigentlich, wenn in Mt 19, Mk 10 und Lk 18 Jesus die Kinder gar nicht
tauft, sondern segnet?!? – Als Begründung, dass Kindern die Taufe nicht verwehrt werden soll, können diese Worte nicht herangezogen werden! – Außer: Man versteht die Taufe als Segen. Sie lässt sich so verstehen.

Segen und Eigentümerstempel

Segnen heißt: „Etwas bezeichnen und gutsprechen“. Gott sagt in der Taufe: „Dieser Mensch ist mein liebes Kind. Britta, Conrad, Peter, Karin… gehören ZU MIR“. Die Taufformel „… Ich taufe dich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – sie ist angelehnt an die Formulierung im Taufauftrag Jesu an seine Jünger in Mt 28,19 – spricht über dem Täufling einen Eigentümerwechsel aus: „Du gehörst ab jetzt Gott!“ Die Taufformel ist vergleichbar einem Eigentümerstempel, oder besser: einem Brandsiegel. Oder eben dem Schnitt mit dem Beschneidungsmesser. So wie die Beschneidung die Zugehörigkeit zum Volk Israel und damit die Zugehörigkeit zum Bund Gottes und seinem Volk bedeutet, so ist die Taufe das Zeichen der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kinder Gottes. Die Taufe sagt: „Dieser Mensch gehört (zu) Gott.“

Aus diesem Grund hat Martin Luther, wenn er in Anfechtung sich der Zugehörigkeit zu Gott nicht mehr sicher war, seiner Seele zugerufen: „Ich bin getauft!“

Trostort in Glaubenskrisen

Gerade in Zeiten angefochtenen Glaubens – wenn der Glaube so sehr wankt, dass Du und ich nicht mehr sicher sagen können, dass wir noch glauben – entwickelt die Taufe ihre große Kraft. In tiefen Krisen wissen wir
vielleicht nicht mehr, ob wir glauben – ja soweit kann das gehen, aber es gibt ein Datum, einen Ort und Zeugen, dass wir getauft sind. „Ich bin getauft! Ich gehöre zu Gott, ob ich’s gerade glauben kann oder nicht.“ Das ist eine Quelle des Halts in Zeiten der Anfechtung des Glaubens. Der Zweifelnde, dessen Seele ja glauben will, aber dessen Glaube im Staube liegt, glaubt. Das wisse! Der Zweifelnde glaubt.

Ohne Glaube nichts nütze

Ohne Glaube ist die Taufe zwar unveränderlich geschehen, aber nichts nütze. Glaube und Taufe gehören zusammen, so wie es im Markusevangelium steht: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Mk 16,16). Dort steht nicht: „Wer nicht getauft ist.“ Am Glauben hängt alles. Ich betone nochmal: Glaube ist auch „Herr, ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24).

Wer also getauft ist, jedoch in seinem Leben ohne Gott lebt, ist und bleibt gottlos. Taufe ruft in Beziehung. „Lebe mit Gott und auf ihn zu.“

Trotzdem Kindertaufe?

Liebe Eltern, bringt Eure Kinder zur Taufe. Denn gerade die Kindertaufe ist in tiefen Glaubenskrisen ein Ort des Halts und des Trostes. Hier hat sie ihre besondere Stärke, denn: Ohne irgendeine Vorleistung – ja sogar ohne die
Vorleistung des Glaubens – hat Gott zu mir gesagt: „Du gehörst zu mir. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich muss nichts leisten. Wenn du meinst, du genügst nicht, wenn alles drunter und drüber geht, der
Glaube Achterbahn fährt, darfst du sagen: „Ich bin getauft! Ich gehöre zu Gott! Ich bin sein Kind.“

Zuspruch und Anspruch

Was für ein Zuspruch! Aber auch was für ein Anspruch! Gott nennt mich sein Kind – und so soll ich leben.
Der HEILIGE Gott nennt mich Kind – ich soll auch HEILIG sein. Hebräer 12,4 sagt: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der HEILIGUNG, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“

Du bist tot – und neu

Paulus fragt die Römer in seinem Brief: „Wisst ihr nicht, dass ihr als Getaufte in Jesu Tod hineingetauft seid?“ Und erklärt ihnen: „Ihr seid mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch Gott den Vater, auch ihr in einem neuen Leben wandelt.“ (vgl. Röm 6,3 f.).
Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus. (Römer 6,11)

 

Es grüßt Sie
Ihr Pfarrer Markus Gnaudschun