Prüft alles, und das Gute behaltet
„Den Geist löscht nicht aus. Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles,
und das Gute behaltet.“ – das ist die Jahreslosung 2025 (1. Thessalonicherbrief 5,21) in ihrem direkten Zusammenhang.
Wie aber prüfst du nun, ob etwas von Gottes gutem Heiligen Geist kommt oder
nicht? Woran lässt sich zum Beispiel prophetisches Reden überprüfen, das Ungute
vom Guten unterscheiden, damit du das Gute behalten kannst?
In Teil 2 hatte ich gesagt: Das Gute erkennst du daran, dass es verlässlich ist.
Anders gesagt: Auf das, was vom Heiligen Geist kommt, ist Verlass. Auf das Wort
der Propheten bezogen, heißt das: Wenn es sich als wahr erweist, was Propheten
über die Zukunft sagen, gehört es zu dem Guten, das du behalten sollst.
Wie komme ich darauf? In 5. Mose 18, 21-22 heißt es: „Wenn du dich fragst:
Wie kann ich erkennen, welches Wort der HERR nicht geredet hat? Wenn der
Prophet redet in dem Namen des HERRN und es wird nichts daraus und es tritt
nicht ein, dann ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat.“
Du kannst mit diesem Prüfmittel also immer erst aus der Rückschau beurteilen, ob
etwas zu dem Guten und Wahren zählt, denn es muss sich erst beweisen. Bis dahin
lege dich nicht darauf fest, sondern lasse offen, ob du es annehmen und behalten
sollst oder nicht. Denn: Es wird sich zeigen. Wenn sich zeigt, dass ein Prophet richtig lag, und immer wieder richtig liegt, lass dein Herz offener sein für seine Worte. Wenn sich aber zeigt, dass er falsch lag, und immer wieder falsch liegt, „hat er aus Vermessenheit geredet; scheue dich nicht vor ihm“ (5. Mose 18,22b).
War dann aber Jona im Alten Testament ein solcher Prophet? Denn er prophezeite: „Es sind noch vierzig Tage, dann wird Ninive untergehen“ (Jona 3,4), aber es trat nicht ein! Die Katastrophe fiel aus! Weil Ninive Buße tat, und Gott gnädig war. Zum Glück! – Doch nach dem Maßstab von 5. Mose 18,21-22 lautet das Urteil: Jona ist einer, der aus Vermessenheit geredet hat.
Gott hat zu ihm geredet. „Mach dich auf, geh in die große Stadt Ninive und
predige ihr, was ich dir sage!“ (Jona 3,2). Hat Jona vielleicht nicht genau hingehört, was Gott ihm aufträgt zu sagen? Hat Jona nur den ersten Teil weitergegeben? „Noch vierzig Tage, dann wird Ninive untergehen – wenn ihr nicht Buße tut!“, wäre „richtig“ gewesen.
Es ist also gar nicht so einfach, mit dem Prüfstein 5. Mose 18,21-22 das Wahre und
Gute herauszufiltern.
Gibt es noch andere Prüfmittel? Ja! Das Wort der Bibel insgesamt: Die Gebote und
Anweisungen Gottes. Jesu Worte. Die Worte der Apostel. Wenn du den Heiligen
Geist sagen hörst: „Betrüge deine Frau und geh zur Nachbarin“, dann ist das ganz
bestimmt nicht der Heilige Geist. Denn Gott widerspricht sich nicht; und versucht
dich nicht wie der Teufel und du selbst (Jakobus 1,13).
Aber saß dann Petrus einem Trugbild auf, als er auf dem Dach in einer
prophetischen Vision unreine, einem Juden von Gott verbotene Tiere sah und seine Stimme hörte: „Iss!“ (Apostelgeschichte 10,9-16)? Gott widerspricht sich doch nicht selbst – und führt nicht in Versuchung…
Am Fortgang der Geschichte hat sich gezeigt, dass Gutes aus diesem prophetischen Erlebnis wuchs: Das Evangelium ist zu den Heiden gelangt. Petrus hätte von sich
aus nicht einmal ihr Haus betreten, geschweige denn gegessen, was sie essen.
Doch Gott hat es ihm in einer prophetischen Rede geboten, und so konnte das Gute seinen Weg finden. Vielleicht haben aber einige zuerst über Petrus gesagt: „Vorsicht! Erstmal abwarten! Gott widerspricht sich doch nicht selbst.“
Also auch das zweite Kriterium, die Übereinstimmung mit dem Wort der Bibel, ist
nicht ohne Unsicherheiten.
Es gibt noch ein drittes Prüfmittel – eines, das direkt von Gott kommt, und zwar:
Die Gabe, die Geister zu unterscheiden (1. Korinther 12,10).
Es gibt in jeder Gemeinde solche Menschen, die von Gott mit der Gabe des feinen
Gespürs und eines guten, geistlichen Bauchgefühls gesegnet sind. Sie sagen solche
Sätze wie: „Ich hab bei der Sache irgendwie Bauchschmerzen.“ Oder „Ich hab hier
ein ganz mulmiges Gefühl“, oder „Ich denke, das ist finster“. Manchmal können sie es auch begründen. Biblisch zum Beispiel.
Doch auch das dritte Prüfmittel birgt ein Dilemma: Die Gabe der Geistunterschei- dung ist selbst prophetische Rede! Auch für sie gilt:
Prüft alles, und das Gute behaltet.
Ja, und was nun? Gibt es denn gar keine Sicherheit? Nein, es gibt keine 100%ige Sicherheit, kein immer funktionierendes Prüfmittel. Meine Meinung und Erkenntnis – prüfe es, und das Gute behalte.
Die Sicherheit ist meines Erachtens nur im Plural zu finden, in der Gemeinschaft,
im Miteinander als Geschwister, im Ringen um die Wahrheit, im Austausch;
im Miteinander als Kinder Gottes und mit dem Heiligen Geist Begabte:
„Prüft“. Prüft zusammen, gemeinsam. Nicht einer allein. Tauscht euch aus.
Hört einander zu. Hört unterschiedliche Meinungen.
Eben: Prüft – und das Gute behaltet.
So gehen wir gemeinsam in die zweite Hälfte dieses Jahres – prüfend,
miteinander und aufeinander hörend.
Es grüßt Ihr Pfarrer Markus Gnaudschun
Ihr Pfarrer Markus Gnaudschun