Prüft alles, und das Gute behaltet
In der letzten Angedacht-Andacht hatte ich versprochen: „WIE und WORAN
„man“ prüft, dazu mehr im Laufe des Jahres.“ – Versprechen muss
Mann/man halten; Verlässlichkeit ist ein hohes Gut – und zählt ganz
nebenbei schon zu dem Guten, woran man das Gute erkennt, das man
behalten soll.
Aber dazu später mehr. Vorher möchte ich auf den unschätzbaren Wert der
prophetischen Gaben des Heiligen Geistes eingehen und Sie herzlichst
ermutigen, nach den prophetischen Gaben zu streben. Wenn Sie dies tun,
folgen Sie dem Gebot und Wunsch Gottes – geoffenbart durch den Heiligen
Geist in den Worten, die der Apostel Paulus weitergegeben hat, in
1Korinther 14 Verse 1 und 39:
„Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr
prophetisch redet! … Bemüht euch um die prophetische Rede.“
Vielleicht wundert es Sie, dass ich einerseits von den prophetischen Gaben
und andererseits von prophetischer Rede schreibe. Prophetische Rede ist eine
Art Überbegriff, unter welchen sich – wenn ich Paulus richtig verstehe –
spezielle Formen von prophetischen Worten subsumieren lassen: Worte der
Weisheit, Worte der Erkenntnis (1Korinther,12,8), die prophetische Rede
allgemein, sowie die Gabe der Geistunterscheidung und die Auslegung der
Zungenrede (1Korinther,12,10).
Gemeinsames Merkmal von alldem ist, dass es mit dem Verstand
verständlich – meist in der Muttersprache des prophetisch Redenden und der
Gemeinde – empfangen und weitergegeben wird (1Korinther,6-11 und
23-25), und dass Offenbarung geschieht, d. h., dass etwas offenbar wird, was
sonst nicht offenbar wäre.
Paulus legt in 1Korinther 14,23-25 ein Beispiel aus dem Bereich des
gottesdienstlichen Miteinanders auf den Tisch: Ein Nichtchrist ist in dem
Gottesdienst mit dabei, Gott schenkt prophetische Worte, der Mensch wird
überführt und „gerichtet“; „was in seinem Herzen verborgen ist, würde
offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und
bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist.“
Teil 2
Die prophetischen Gaben sind kräftige Werkzeuge Gottes, damit Menschen
zum Glauben finden können. Gott schenkt einen „Einfall“ zur Lösung eines
Problems (ein Wort der Weisheit). Ja, wie ein „Einfall“ fühlt sich das an:
Es kommt wie von außen, fällt in einen hinein. Oder Gott schenkt es dir, dass
du über einen dir unbekannten Menschen plötzlich Einzelheiten aus dessen
Leben weißt, die du nicht wissen kannst. Ein kraftvolles Werkzeug, um
Menschenherzen zu gewinnen, zurechtzubringen, zu trösten. Wer prophetisch
redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur
Tröstung (1Korinther 14,3).
Rodney M. Howard Browne berichtet in seinem Buch „Im Strom des Heiligen
Geistes“ (Frankfurt a. M. 1995, S. 19) folgende Begebenheit:
«Eines Tages leitete ich einen Gottesdienst und bemerkte einen
gutbekleideten Mann in der ersten Reihe. Er sah aus wie ein Millionär. Der
Geist Gottes sagte zu mir: „Sag ihm, dass ich für ihn ein Wunder tun werde,
weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckt.“ Ich sagte: „Gott, ich kann
diesen Mann nicht nach vorne rufen und ihm das sagen. Er ist doch Millionär
– schau ihn Dir nur einmal an. Ich kann doch nicht gerade dieser Person
sagen, dass sie sich in einem finanziellen Engpass befindet. Jeder wird
denken, ich sei verrückt.“
Aber der Herr sagte: „Ruf ihn nach vorne und sag ihm, dass er ein Wunder
erleben wird, obwohl er sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet.“
Ich antwortete: „Ich kann das nicht tun. Er sieht aus wie ein schwerreicher
Mann!“ Doch ich gehorchte Gott und rief den Mann nach vorne. Ich sagte
ihm dieses Wort des Herrn, und zu meinem großen Erstaunen fing der Mann
an zu weinen.
Es stellte sich heraus, dass er bis zum nächsten Morgen eine halbe Million
Dollar brauchte.» ––– Seine Tränen waren Tränen des Trostes: „Gott weiß
und kümmert sich um mich.“
Aber auch andere Tränen können fließen: Tränen der Buße und der Reue.
Prophetische Worte können mitunter hart und schneidend sein, auch wenn
das m. E. eher selten ist.
So sagt der Prophet Nathan dem König David wegen dessen Sünde den Tod
des kleinen Sohnes an (2Samuel 12,14).
Der Apostel Petrus prophezeit der in Sünde gefallenen Saphira, dass sie
gleich tot umfallen wird – wie auch schon ihr Mann (Apostelgeschichte 5,9).
Und der Geist Jesu lässt der Gemeinde in Ephesus ausrichten: „Ich habe
gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Denke nun daran, aus
welcher Höhe du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!
Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter
wegstoßen von seiner Stätte – wenn du nicht Buße tust“ (Offenbarung 2,4-
5).
Zu allermeist ist prophetische Rede aber erbaulich: d. h. auferbauend, nicht
zerstörerisch; wenn, dann mahnend – aber selbst das mit Trost und
Ermunterung. Das Ziel ist: Trost – auch im Ruf zur Umkehr.
Wenn Sie bei einem Menschen das Gefühl haben, er oder sie ist einfach
ungenießbar – giftig wie Tollkirsche oder einfach wie eine madige Pflaume,
dann stehen Sie zu Ihrem Gefühl. Prüfen Sie es, aber schieben Sie es nicht
weg.
Wenn sich ein prophetischer Mensch aufführt wie die Axt im Walde oder
beißt und Leben zerstört: Jesus hat gesagt: „Seht euch vor vor den falschen
Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn
Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder
gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. …
Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,15-17.20).
Und zu guter Letzt noch etwas zur Verlässlichkeit, worauf ich ja noch
kommen wollte. Verlässlichkeit… Ach, wissen Sie, das verschieben wir auf
nächstes Mal. Darauf können Sie sich verlassen 🙂
In diesem Sinne: Wer prophetisch redet, der redet den Menschen zur
Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung (1Korinther 14,3).
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Markus Gnaudschun
Ihr Pfarrer Markus Gnaudschun