Das Gemeindebüro befindet sich im Pfarrhaus hinter der Kirche im Erdgeschoss.
Gemeindebüro Chemnitz-Ebersdorf
Mittweidaer Straße 79
09131 Chemnitz
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Im Chemnitzer Nordosten an der B 169 in Richtung Frankenberg gelegen, befindet sich das 1919 eingemeindete Ebersdorf, das schon im Mittelalter für Aufmerksamkeit sorgte. In die Ebersdorfer Stiftskirche „Zu Unserer Lieben Frauen“ pilgerte man bereits in früher Zeit zum Marienaltar. Es wird angenommen, dass sich in der kleinen Sitzmadonna mit dem Christkind im Arm aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts das Kultbild der Wallfahrt erhalten hat. Noch heute präsentiert sich die gotische Stiftskirche mit ihrer spätmittelalterlichen Wehranlage als geschlossenes Ensemble mit Wehrtürmen und einer kleinen achteckigen Kapelle, einem Ort der Stille. Die Ebersdorfer Stiftskirche zählt zu den Kleinodien mitteldeutscher Sakralarchitektur. Fast 600 Jahre symbolisiert die Stiftskirche die Lebensmitte der hier lebenden ca. 6180 Einwohner. Auch wenn sie als sakrales Kunstwerk gilt, reich ausgestattet ist, so bleibt sie doch zuerst ein Gotteshaus.
Entstehung der Ebersdorfer Stiftskirche „Zu Unserer lieben Frauen“
Die am nordöstlichen Rand von Chemnitz gelegene Ebersdorfer Stiftskirche zählt zu den Kleinoden mitteldeutscher Sakralarchitektur und zu den wichtigsten historischen Bauwerken der Stadt. Ihre Geschichte reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Da die Bauern, Bürger und Feudalherren des Mittelalters sehr religiös waren, bedurfte es eines Kirchenbaues. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das erste kleine Dorfkirchlein ohne Turm im romanischen Stil erbaut. Es bestand aus einem Langhaus mit östlich angebautem Chor, der durch eine halbkreisförmige Apsis abgeschlossen wurde. Davon zeugen umfangreiche Grabungsfunde aus den Jahren 1959 bis 1961.
Dicht daneben befand sich das Pfarrgut mit seinen Nebengebäuden.
Die spätgotische Kirche
Die zunehmende Bedeutung von Ebersdorf und seiner Kirche als Wallfahrtsort war Impuls für die Vergrößerung des bescheidenen romanischen Dorfkirchleins. Die bis heute erhaltene hölzerne Madonnenfigur ist Hauptzeugnis der frühen sächsischen Kirchengeschichte. Wesentlich für die Architekturgeschichte der Ebersdorfer Kirche ist das 15. Jahrhundert. In diese Zeit fallen die hauptsächlichen Erweiterungen und Neubauten, die bis heute das architektonische Bild prägen. Spätere Einbauten, wie Choremporen etc., wurden entfernt bzw. nicht erneuert. Der heutige Zustand ist ein Verweis auf das ausgehende 15. Jh. Raumgefüge und Farbigkeit wurden auf Grundlage der zwischen 1959 und 1981 registrierten archäologischen Funde und Untersuchungen wiederhergestellt.
Hauptziel der umfangreichen Bauarbeiten war die Vergrößerung der vorhandenen Kirche, die sich über rund 5 Jahrzehnte, vom 1. Viertel des 15. Jh. bis etwa 1460/70, erstreckte. Auftraggeber für diese Neubauten könnten Friedrich der Streitbare (1370 – 1428), Markgraf von Meißen, und von 1423 bis zu seinem Tod Kurfürst von Sachsen gewesen sein. Die Lage der Schnittstelle zwischen Langhaus und Chorraum ist in allen Bauphasen gleich geblieben. Sie wird heute wie damals durch einen Triumphbogen markiert. Die Erweiterung knüpft an den vorhandenen Baubestand an. Der kleine Chor wurde durch einen Fünfachtel-Chor ersetzt. Zwischen diesem und dem Triumphbogen ist ein quadratisches Joch eingezogen, das die Tiefe des Chorraumes erheblich erweitert. Deswegen wird er als Langchor bezeichnet. Die Chorneubau-Breite entsprach etwa der des romanischen Kirchensaals.
Noch während des Neubaus des großen Chors entschied man sich, auch das viel zu kleine Langhaus zu vergrößern. Der Neubau wurde quasi um den Altbau herum aufgemauert. Danach wurde das innenliegende romanische Gemäuer entfernt. Die alten Strebepfeiler dienten nun als statische Stütze für die neuen Mauern. Diese asymmetrische Raumdisposition hatte man von Anfang an kalkuliert und geplant, da an der Südwestecke des neuen Langhauses ein Turm Bestandteil der neuen Kirche werden sollte. Durch die Breite der Südwestecke waren so die Maße für das kleinere, südwestliche Seitenschiff gegeben. Das Langhaus wurde mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt.
Architektonische Besonderheit in Ebersdorf ist, dass hier ohne äußerlichen Zwang aus stilistischen Gründen eine uneinheitliche Gestalt des Langhauses angestrebt wurde. Die Besonderheiten des Grundrisses setzen sich in der Gestaltung schmückender Details nicht konsequent fort, architektonische Einzelformen sind bescheiden. Die farbliche Fassung der Rippenprofile des Netzgewölbes im Chor finden wir heute in hellem Braun vor, im Langhaus sind die Kreuzrippen in Grau, Rot und Blau gefasst. Die Schlusssteine sind vergoldet. Die doppelt gekehlten Rippen des Chores steigen ohne Konsolen aus den Wänden des Fünfachtelchors auf und treffen ohne Schlusssteine im Gewölbe zusammen. Eine weitere farbige Dominante des Innenraumes sind die beiden Achteckpfeiler, die zu Scheidebögen zwischen den Kirchenschiffen aufsteigen. Diese Farbigkeit wiederholt sich auch am Triumphbogen. Außerdem sind optische Fugen in Weiß mit schmalen schwarzen Trennlinien abgesetzt. Die Wandflächen von Chor und Langhaus sind durch einfache fensteröffnungen gegliedert, wobei deren äußere Gewände mit Kehlprofilen schlicht geschmückt sind. Aus Porphyrtuff sind drei zum Teil aufwändig verzierte Portale vorhanden, wobei das Chorportal besonders reich mit floralen Motiven ausgestattet ist. Die stilistische Nähe baulicher Details zur Stadt- und Marktkirche St. Jakobi Chemnitz ist offenkundig.
Die Nordkapelle
Die spätgotische Nordkapelle ist in die Architektur des Langhauses eingebunden. Deren Bau wird um 1460/70 vermutet. Das über einen Zugang an der Nordwand des Langhauses erreichbare Erdgeschoss brilliert durch reiche Ausschmückung mit einem achtteiligen Ziersterngewölbe. Hier findet sich die stilistische Nähe zur Stadtkirche St. Marien Borna. Die Kapellenfenster sind als Vorläufer des Vorhangbogenfensters anzusehen.
Die südöstliche Kapelle – Marienkapelle
Ein besonderes architektonisches Kleinod im Zusammenhang von Kirche und Wehranlage ist die freistehende Achteckkapelle mit einem schmalen, spitzen Turm. Sie zeichnet sich durch schlichte Schönheit aus, die man selbst durch Besichtigung erleben kann. Der Innenraum überrascht durch das farbig gehaltene Birnstabgewölbe. Die Fresken über den Fenstern wurden durch die Restauratoren unter sechs Tünchschichten gefunden. Am 14. Juni 1998 konnte die Kapelle nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten feierlich geweiht werden. Sie dient heute als „Raum der Stille“ bzw. als Gebets- und Segnungskapelle. Der Altar aus Rochlitzer Porphyr wurde der Gemeinde vom Steinrestaurator Thomas Wachter gestiftet. Seit dem 18. Jahrhundert wird dieser Bau als Marienkapelle bezeichnet.
Die Turmkapelle
Nach der Freilegung der Turmkapelle wurde der Grabstein des Ritters Dietrich von Harras dort aufgestellt. Er stammt von Hans Witten. Mit der Person des Dietrich von Harras hat sich die Sage vom „Kühnen Springer“ verbunden. Weitere Gegenstände der Turmkapelle sind
- die Kleider der Prinzen Ernst und Albrecht (siehe Website Prinzenraub)
- Taufstein mit Zinnbecken (siehe Website Kunstschätze)
- eine hölzerne im Turmbogen angebrachte Krücke von 1530 (Votivgabe zur Erinnerung an die Marienwallfahrt)
- Versteinerte Zitrone (Sage vom Kindermord)
Ausstattungsstücke
Taufstein (siehe Die Kunstschätze der Stiftskirche)
Kanzel
Unter Verwendung von Beton, Stahl und Nussbaumholz wurde sie modern gestaltet. Während einer umfangreichen Sanierung zwischen 1959 und 1965 wurde der ursprüngliche Zugang durch die Sakristei wieder hergestellt.
Hochaltar (siehe Die Kunstschätze der Stiftskirche)
Orgeln (siehe Orgeln einst und jetzt in der Stiftskirche)
Glocken
1886 wurde ein neues Dreiergeläut (es, g, b) von C. Albert Bierling aus Dresden installiert.
Das Pfarrhaus
Das Pfarrhaus war früher Bestandteil des Pfarrgutes, mit der Wohnung für die Familie des Pfarrers, seines Substituten und sonstiger Bediensteter, auch enthaltend Diensträume des Pfarramtes und Landwirtschaftsbetrieb gleichermaßen. Es entstand mit bei der Gründung von Dorf und Kirche gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Zur Zeit der Reformation, als die Visitatoren Herzog Heinrichs von Sachsen 1540 die Kirche und die Pfarre aufsuchten, schrieben sie in ihr Protokoll, dass der Pfarrer eine „ziemliche“ Behausung mit Wohnhaus, Ställen und Scheune hätte, was bedeutet, dass sie seinem Stand entsprach. Außerdem verfügte das Pfarrgut bereits über eine Röhrwasserleitung, welche schon im Jahr 1500 Erwähnung findet.
Nach wohl öfteren baulichen Veränderungn hat man dann an Stelle des alten Pfarrhauses in den Jahren 1787 und 1788 das jetzige Pfarrhaus völlig neu erbaut. Es ist im späten barocken Stil (so genannten Bauernbarock, weil die eigentliche Architekturphase schon vorüber war) errichtet. Gemalte Baupläne von diesem Bau befinden sich noch im Stadtarchiv. Das sich nach Norden hin anschließende Wirtschaftsgebäude soll laut „Sachsens Kirchen-Galerie“ 1808 erbaut worden sein. Nicht mehr vorhanden sind die 1861 abgetragenen Wirtschaftsgebäude im Osten und Süden sowie das Substitutenhaus.
Weitere geschichtliche Informationen