Andacht

Unter der Überschrift: Ebersdorf – wie Sie es noch nie gesehen haben! hat der Verein Unser Ebersdorf e. V. im Rahmen des Festjahres eine Ausstellung organisiert und zusammengetragen. Gezeigt wurden und werden nichtfotografische Abbildungen von Ebersdorf; Ebersdorf gedruckt, gemalt, gestickt, geschnitzt…. Was mich bewegt und erfreut hat: es ist fast ausschließlich die Stiftskirche, die den Ebersdorfern an ihrem Stadtteil wichtig ist. Ihr Gotteshaus! Ihre Kirche! Der Ort, an dem über Jahrhunderte hinweg Menschen Gott gesucht und gefunden haben. Natürlich ist die Stiftskirche auch ein geschichtsträchtiges Baudenkmal. Kirchen sind Gestalt gewordene Anbetung. Sie erzählen Glaubensgeschichte und Geschichten des Glaubens, manchmal wie ein Bilderbuch. Kirchen predigen. Ich denke da an die Krücke in der Stiftskirche, die 1530 einer zurückgelassen hatte, der wahrscheinlich geheilt wurde. Ich denke an den Hochaltar, der uns in der ersten Wandlung vom Leiden und Sterben Jesu erzählt – für uns. In Glösa ist es der Heilige Jodokus, der uns mit seinem Leben ein Vorbild für die Nachfolge Christi gibt. Kirchen predigen. Sie geben der Seele Raum, sind Räume der Stille, der inneren Einkehr, der Zwiesprache mit Gott. Wir brauchen Orte, wo wir der Alltagshektik entfliehen können und in die Sonntagsstille eintauchen können. Jedes Gotteshaus gibt unserer Seele ein Dach über dem Kopf. Denn die geistliche Obdachlosigkeit unter uns nimmt immer mehr zu. Wir brauchen Orte, wo wir uns besinnen können. Das heißt, dem Sinn unseres Lebens auf die Spur kommen. Gott will uns dabei helfen, Orientierung, Ermutigung, Trost und Korrektur zu finden. Wir brauchen Orte, wo wir als Familie Gottes und als Gemeinde, Junge und Alte zusammenkommen, damit wir zusammenbleiben. Denn wir brauchen einander. Sicher, Gott kann uns an jedem beliebigen Ort begegnen. ER ist nicht an Häuser gebunden, die wir ihm gebaut haben. Aber Kirchen sind nun mal Räume, wo sich Gott in besonderem Maße finden lässt. Das wussten auch die Psalmbeter des Alten Testaments, wenn sie miteinander unterwegs waren zum Tempel in Jerusalem, um dort Gott zu ehren und zu loben, aber auch ihre Nöte und Probleme vor Gott zu bringen. In Psalm 42 lesen wir: Wie ein Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?

Irmtraud Weiß